AGN Vortrag – Pädiatrische Notfälle


„Never trust a baby!“

Bis auf den letzte Platz besetzt war der Seminarraum als Dr. Mathias Klemme, Oberarzt der neonatologischen Intensivstation am Universitätsklinikum der LMU München, Großhadern am Dienstag, den 13.12.2016 mit seinem Vortrag begann.

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Pädiatrische Notfälle stellte der erfahrene Kindernotarzt ins Zentrum der eineinhalbstündigen Ausführungen. Dabei gelang es ihm einen Überblick über die wichtigsten Symptomkomplexe des kindlichen Notfalls zu geben und diese anhand von Beispielvideos zu visualisieren.

Mit dem S.T.A.B.L.E.-Schema gab Dr. Klemme dem interessierten Publikum ein einprägsames Akronym mit auf den Weg, das die wichtigsten Parameter bei der Beurteilung und Stabilisierung eines Neugeborenen in einer präklinischen oder klinischen Notfallsituation enthält. Richtig angewendet, so der Kindernotarzt, seien damit die häufigsten Pathologien des Neugeborenen diagnostizierbar. Gemeinsam erarbeitete er mit dem Publikum die physiologischen Normen des S.T.A.B.L.E.-Schemas und die Interventionsmöglichkeiten abhängig von Pathologie und Notfallausstattung.

S – Sugar, Safe Care

T – Temperature

A – Airway

B – Blood Pressure

L – Lab Work

E – Emotional Support

Quelle: www.stableprogram.org

 

Trotzdessen oder gerade weil nur ca. 3-5% aller Einsätze im Rettungsdienst pädiatrische Notfälle darstellen, sind viele Helfer selbst in einem solchen Einsatz unsicher und womöglich von Angst geprägt. Fachwissen und Erfahrung helfen, Unsicherheit zu bekämpfen. Dr. Klemme konnte zumindest was Ersteres angeht durch seinen Vortrag einen Beitrag dazu leisten, dass die anwesenden Medizinstudierenden, das Rettungsdienstpersonal und ein Team der Berufsfeuerwehr München solche Notfälle zukünftig noch besser meistern, sollten Sie einem Kind als Patienten begegnen.

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Der Neonatologe zeigte praxisnah und prägnant neben dem Grundlagenverhalten in einer solchen Situation auch die diagnostischen und therapeutischen Optionen für wichtige Kindernotfälle.

Prozentual mit Abstand am häufigsten sind respiratorische Notfälle, wie die Laryngitis subglottica, besser bekannt als Pseudo-Krupp oder die Fremdkörperaspiration. Neben den pharmakologischen Therapieoptionen seien Ruhe und eine für das Kind stressarme Umgebung wichtige Bausteine in der Behandlung von kindlichen Atembeschwerden, so appellierte Dr. Klemme.

Im Anschluss eruierte der Kindernotarzt im Austausch mit dem Publikum die häufigsten Ursachen für und die Interventionsmöglichkeiten bei einem kindlichen Krampfanfall. Fieberkrämpfe führen beispielsweise hier die Statistik an und resultieren darin, dass Krampfanfälle epidemiologisch in den ersten beiden Lebensjahren quantitativ häufiger auftreten als in den folgenden Lebensjahren.

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Dr. Klemme schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass er empfehlen würde jedes Kind, ganz besonders Kleinkinder und Säuglinge, nach der Behandlung zur weiteren diagnostischen Abklärung und/oder Überwachung in ein Krankenhaus zu verlegen. Kinder könnten, so der Notarzt, in einem Moment noch vital und agil wirken und im nächsten Augenblick instabil und „todkrank“ werden, daher so sein Appell: „Never trust a baby!“.

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Herzlich bedanken möchten wir uns bei unserem Dozenten Herrn Dr. Mathias Klemme für sein Engagement und die Bereitschaft diesen Vortrag zu halten. Außerdem gilt unser Dank dem Team der LMU Co.Med, die uns bereits seit Gründung der AGN München immer tatkräftig unterstützen!

Artikel und Fotos: Matthias Deininger